BAUR Versand (GmbH & Co KG) und Partner brauchen für einzelne Datennutzungen Deine Einwilligung, um Dir unter anderem Informationen zu Deinen Interessen anzuzeigen. Mit Klick auf „ok“ gibst Du diese Einwilligung. Deine Einwilligung kannst Du hier ablehnen.

"Unser Kulturwandel hat einen Boost erlebt!"

Die Corona-Krise stellt die BAUR-Gruppe gerade zu Beginn vor enorme Herausfoderungen. In einem zweitteiligen Interview berichtet CEO Patrick Boos, welche Maßnahmen die Unternehmensgruppe ergriffen hat und warum der Kulturwandel davon profitiert.


Burgkunstadt, 04. Juni 2020

von Stefan Gagel


Im Gespräch mit Stefan Gagel, Unternehmenskommunikation der BAUR-Gruppe, erklärt CEO Patrick Boos, wie sich die Arbeitsweise in der Unternehmensgruppe seit Beginn der Corona-Krise verändert hat und warum das ein Boost für den internen Kulturwandel ist.

Teil 1 des großen Corona-Kulturwandel-Interviews

 
 

Seit mehreren Wochen hält die Corona-Pandemie die Welt in Atem. Auch die BAUR-Gruppe?

Natürlich! Auch an uns geht diese weltweite Krise nicht spurlos vorbei. Nicht nur, dass sie sich ganz spürbar auf unsere Geschäfte in Handel und Dienstleistungen auswirkt, vor allem unsere Arbeitsweise hat sich radikal verändert. Allen voran in den Verwaltungsbereichen arbeiten wir in ganz anderen Formen zusammen. Ich tue mich schwer, von einer positiven Seite der Pandemie zu sprechen – denn sie stellt Gesellschaft, Wirtschaft und jeden einzelnen vor nie gekannte Herausforderungen, die sich keiner gewünscht hätte. Dennoch – Herausforderungen wecken oft auch ungeahnte Kräfte und das beobachte ich auch in unserem Unternehmen. Seit Beginn der Corona-Krise hat unser Kulturwandel förmlich einen Boost erlebt!

Inwieweit hat sich denn die Arbeitsweise in der BAUR-Gruppe verändert?

Patrick Boos ist seit 2017 Geschäftsführer bei der BAUR-Gruppe 
Patrick Boos ist seit 2017 Geschäftsführer bei der BAUR-Gruppe

Es waren eben diese äußeren Umstände, die uns dazu gezwungen haben, so schnell es geht zu reagieren. Innerhalb weniger Tage mussten wir uns überlegen, wie wir unseren Geschäftsbetrieb im Lockdown aufrechterhalten können. Schnelle weitreichende Entscheidungen waren nötig, denn wir wollten unsere Beschäftigten natürlich unterstützen, die empfohlenen Regeln – auf Abstand gehen, nach Möglichkeit Arbeit im Home Office – einhalten zu können. Glücklicherweise hatten wir bereits lange vorher für viele Kolleg*innen die technische und organisatorische Möglichkeit geschaffen, auch außerhalb unserer Standorte arbeiten zu können. Und trotzdem war die Lage plötzlich ganz anders. Niemals zuvor hatten alle gleichzeitig Zuhause gearbeitet. Wir wussten nicht, ob unsere Systeme und Netzwerke dem Stand halten, wir hatten keine Ahnung, ob unsere Organisation, die tägliche Routinen und menschliche Interaktionen braucht, dies verkraften würde. Trotz aller Ungewissheit haben wir nicht lange geplant, gerechnet und prognostiziert. Dafür hätten wir auch gar keine Zeit gehabt. Wir haben einfach einen Testlauf gestartet. Ganz spontan baten wir alle Kolleg*innen in den Verwaltungseinheiten am nächsten Tag den Schreibtisch im Büro gegen den Küchentisch in den eigenen vier Wänden zu tauschen. Das hat besser geklappt, als gedacht und seit März arbeiten über 1.000 Mitarbeiter*innen im Home Office und kommen nur in Ausnahmefällen an unserer Standorte.

Und das hat also zu dem von dir genannten „Boost für den Kulturwandel“ geführt?

Unter anderem. Die räumliche Abwesenheit und technische Umsetzung der Arbeit von Zuhause ist aber nur der Rahmen. Was sich viel mehr verändert hat, sind die Abläufe und Arbeitsweisen dahinter. Hierarchien, Abstimmungswege, Übergabe von Verantwortung, Fehler zulassen und als Chance nutzen, all das sind Beispiele für Veränderungen, die wir bereits mit unserem Kulturwandelprozess angestoßen haben, und die vor Corona auch schon spürbar verändert waren. Und dennoch erleben wir jetzt eine völlig neue Situation: Entscheidungen müssen noch schneller fallen, gleichzeitig gibt es kaum Sicherheit durch seriöse Prognosen und Aussichten. Wir fahren auf Sicht, das erfordert einerseits viel Mut und Innovationskraft, andererseits ein deutliches Mehr an Schnelligkeit und Flexibilität. Für die Handelssparte und unseren Dienstleistungsbereich gilt: Es funktioniert erstaunlich gut. Wir reagieren deutlich zügiger auf neue Gegebenheiten und Herausforderungen. So haben wir unsere gesamte Kommunikation in Richtung Kund*in innerhalb kürzester Zeit an die neue Situation angepasst. Gerade zu Beginn der Krise konnten wir damit unter Beweis stellen, dass wir mit unserem Online-Shops ein verlässlicher Partner sind, der seine Angebote und Services stets an den aktuellen Bedürfnissen seiner Kund*innen ausrichtet. Ein sehr konkretes Beispiel: Wir beobachteten, dass die Suchanfragen nach Möbeln und Unterhaltungselektronik auf baur.de deutlich anstiegen. Umgehend haben wir diese Sortimente stärker in den Fokus genommen und auf all unseren Kanälen dazu passende Kampagnen sehr zügig umgesetzt. Das ist gelebte Kundenorientierung, da wir genau die Produkte aktiv angeboten haben, die das Leben in der Ausnahmesituation angenehmer und schöner gestalten.

Heißt das, der Kulturwandel ist für die BAUR-Gruppe abgeschlossen, die Transformation geglückt?

Wir haben Teilerfolge erreicht – auch schon in den vergangenen Jahren. Kulturwandel ist immer ein fortlaufender Prozess. Ich bin sicher, dass wir die positiven Aspekte der aktuellen Arbeitsweise für die Zeit „danach“ beibehalten und weiterentwickeln werden. Es gilt also, nach der Krise wieder in eine gewisse Normalität und Stabilität zurückzukehren, ohne jedoch wieder in alte Muster zurückzufallen – zumindest nicht in die, aus heutiger Sicht negativen Aspekte. Ich kann mir gut vorstellen, dass die positiven Erfahrungen, die wir mit dem „Remote-Arbeiten“ gemacht haben, auch in Zukunft zu mehr Freiheit und Vertrauen bei der Gestaltung des Arbeitsrahmens führen. Ich denke, dass wir nicht wegen jeder Besprechung von Standort zu Standort oder in unsere Konzernzentrale nach Hamburg pilgern müssen, sondern auch dezentral eng und gut zusammenarbeiten. Auch Führung aus der Ferne funktioniert, das wissen wir jetzt. Die Distanz hat tatsächlich eine Nähe geschaffen, die uns keiner mehr nehmen kann. Das ist gelebtes #embaurment – ein Begriff, der sinnbildlich für unseren eigenen, fränkisch verwurzelten Kulturwandel ist, der aber eben einen Weg beschreibt, eine Reise, nicht ein fixiertes Ziel. Insofern gibt es weiterhin viel zu tun, die Reise geht immer weiter. Auf unsere ganz eigene Art und Weise.

Die BAUR-Gruppe als Krisengewinner?

Teil 2 des großen Corona-Kulturwandel-Interviews

Im zweiten Teil des Interviews verrät Patrick Boos, ob er sich als Profiteur der Krise sieht und wie Corona den Arbeitsalltag in den Logistikeinheiten verändert hat.

 
 
 

Leseempfehlung: Tobi Krüger, Kulturwandel-Experte der Otto Group, liefert drei Impulse für Kulturwandel in Zeiten der Krise.

Das Interview führte Stefan Gagel, Pressesprecher der BAUR-Gruppe